Nichts Neues und etwas Besonderes.
„Diversity & Inclusion“ ist ein Selbstverständnis - Idealzustand vs. Realität!
Es ist nichts Neues, dass wir uns meist mehr mit Unterschieden als mit Gemeinsamkeiten beschäftigen.
Es ist etwas Besonderes, wenn sich Unternehmen bemühen, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, die Unterschiede zwischen Mitarbeitenden als Chance und nicht als Hindernis betrachtet.
Was man vorweg wissen muss:
Warum heißt es Diversity & Inclusion und nicht Diversität & Inklusion?
Die beiden Begriffe Diversity & Inclusion werden in Organisationen üblicherweise als ein Wortpaar verwendet. Sie müssen eng zusammenwirken, um ein vielfältiges und erfolgreiches Arbeitsumfeld zu schaffen. „Inclusion“ leitet sich ab vom Verb „includere“ und bedeutet „einschließen, etwas mit einbeziehen“.
Die UN-Behindertenrechtskonvention hat „Inklusion“ 2008 zum Menschenrecht für Menschen mit Behinderung erklärt. Seither wird der Begriff in Deutschland überwiegend in diesem Kontext verwendet. Die direkte Übersetzung „Inclusion“ ins Deutsche birgt also die Gefahr einer Fehlinterpretation und missverständlichen Wahrnehmung.
Diversity & Inclusion in der englischen Schreibweise hat sich auch im deutschsprachigen Raum in vielen Unternehmen als feststehende Bezeichnung für Konzepte und Zuständigkeiten etabliert. Darunter versteht sich der ganzheitliche Ansatz über alle Vielfaltsdimensionen hinweg und das aktive Engagement der Organisation, für alle Mitarbeitenden ein Arbeitsumfeld zu schaffen, indem sie in ihrer Vielfalt erfolgreich zusammenarbeiten und ihre individuellen Potenziale einbringen können.
Das Thema ist komplex, aber nicht kompliziert. Es sollte nicht als etwas Besonderes oder Zusätzliches betrachtet werden, sondern als eine Selbstverständlichkeit.
Wie vielfältig, offen und inklusiv sind Unternehmen?
Bleiben wir dazu doch kurz bei der Vielfaltsdimension Behinderung. Das Thema ist uns geläufig und man könnte denken hier dominiert bereits ein Selbstverständnis. Betrachten wir die Realität und den aktuellen Umgang damit.
Inklusionsbarometer Arbeit 2022:
Ausgleichsabgabe statt Beschäftigung – Mehrheit der Unternehmen kauft sich frei.
Jedes vierte Unternehmen besetzt keinen Pflichtarbeitsplatz für Arbeitnehmende mit Behinderung.
Trotz des allgegenwärtigen Fachkräftemangels verschenken Unternehmen hier die Chance, gute, wertvolle und loyale Mitarbeiter zu gewinnen.
Der Grund? Die Angst vor längeren Ausfallzeiten, höheren Kosten und aufwändiger behindertengerechter Arbeitsplatzgestaltung.
Wissen oder Annahmen? Was fällt unter den Begriff Behinderung? Auf welchen Fakten und Erfahrungen basiert diese unternehmerische Entscheidung?
Ein neues Gesetz gilt ab 2024. Dann sollen auf Betriebe ohne Mitarbeitende mit Behinderung deutlich höhere Abgaben zukommen.
Warum ist Diversity & Inclusion noch kein Selbstverständnis…
...obwohl wir wissen, dass unterschiedliche Menschen, unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen, die Kreativität und die Innovationskraft fördern?
...obwohl wir wissen, dass Individualität eine starke Unternehmensmarke und eine starke Arbeitgebermarke auszeichnet?
...obwohl wir wissen, dass sich das Werteverständnis verschoben hat und die persönliche Identität im Arbeitsumfeld eine tragende Rolle spielt?
Mitarbeitende, die gesehen, verstanden, wertgeschätzt und respektiert werden, fühlen sich ihrem Unternehmen zugehörig und verbunden. Sie treten eher als Multiplikatoren auf und empfehlen ihr Unternehmen weiter. Außerdem treffen diverse Teams laut einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey klügere Entscheidungen. Sie agieren wirtschaftlicher und erfolgreicher.
Warum sollte es ein Selbstverständnis sein?
Unternehmen können die Chance nutzen und ihre Unternehmenskommunikation divers gestalten. Für den Aufbau einer Arbeitgebermarke kann es ein Gewinn sein, das Thema D&I in den Vordergrund zu stellen, um sich von den Mitbewerbern zu differenzieren. Wie schon in meinen vorangegangenen Beiträgen geschrieben, ist Authentizität der Schlüsselfaktor für den langfristigen Erfolg. Kommuniziertes muss gelebt werden und in der Praxis überprüfbar sein.
Das müssen Unternehmen beachten:
Ein Selbstverständnis für D&I im Unternehmen bedeutet, dass das Engagement fest in die Unternehmenskultur verankert ist, die Art der Diversität keine Rolle spielt und es tagtäglich gelebt wird. Dieses Selbstverständnis trägt nachhaltig zum Unternehmenserfolg bei.
*Quelle: Springer Gabler Diversity & Inclusion in Strategie und Kommunikation